Die Nummer Eins der Pfeifen: FOX 40
Die Fox 40 ist weiterhin die meistverkaufte Pfeife.
FOX 40 - das Instrument der Referees
Von der Trillerpfeife zur Fox 40
DFB-Schiedsrichter-Zeitung dazu im Interview mit Andreas Klee, Geschäftsführer von b+d-Allzweck-Sportartikel.
Lest nachfolgend, was Andreas Interessantes zum Titelthema "Pfeife, das Instrument des Schiris" zu berichten hat. Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung gibt es übrigens auch zum Download auf www.dfb.de.
Herr Klee, kennen Sie einen deutschen Hersteller von Schiedsrichter-Pfeifen?
Klee: Ich bin seit 25 Jahren hier im Unternehmen, aber schon vor der Wende gab es in der alten BRD niemand. Inzwischen hat fast jeder Schiedsrichter ein Produkt von Fox 40 International aus Kanada.
Da gibt es eine witzige Geschichte, warum der Inhaber von Fox 40 die Pfeife erfunden hat ...
Klee: Richtig. Ron Foxcroft, so heißt er, hat in Hamilton (Ontario) nicht nur eine große Spedition, sondern er war auch ein bekannter Basketball-Schiedsrichter. Und als er bei den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal pfiff, blieb ausgerechnet beim Finale die Kugel in seiner Pfeife stecken - vermutlich wegen der Feuchtigkeit, die sich darin gesammelt hatte. In der Folge entwickelte er eine kugelfreie Dreikammer-Pfeife aus hochwertigem Kunststoff.
Wie viele Pfeifen verkaufen Sie von diesem Hersteller pro Jahr und wohin?
Klee: Etwa 250.000. Verkauft wird in alle Welt. Überall, wo Fußball, Handball, Volleyball, Hockey und Basketball gespielt wird.
Welches Produkt ist besonders gefragt?
Klee: Die meistverkaufte Pfeife ist nach wie vor die Fox 40 Classic in Schwarz. Sie kostet um die acht Euro.
Die gibt es auch in anderen Farben?
Klee: Genau, in elf Farben. Zum Beispiel in Rot und in Gelb. Schiedsrichter passen sie gerne ihrer Trikotfarbe an. Aber am häufigsten wird die Fox 40 in Schwarz geordert.
Kaufen auch andere Nutzer außer den Schiedsrichtern solche Pfeifen?
Klee: Auf jeden Fall. Wobei die Deutsche Bahn gerne noch das Modell Trillerpfeife aus Metall kauft. Sie sind aber fast die Einzigen. Ansonsten gehen jede Menge Fox-Pfeifen nach Nordamerika, wo sie der gesamte Outdoor-Bereich ordert. Viele Rucksack-Hersteller fügen sie bei, damit die Nutzer im Notfall ein Signal senden können. Das gilt auch für den Bereich Schiffe und Boote. Selbst beim Tauchen funktioniert die Fox 40: Wer unter Wasser in sie hineinbläst, kann einen Ton erzeugen.
Welches Zubehör wird mit erworben?
Klee: Sehr häufig wird ein Band dazu bestellt. Es gibt Handgelenk-Pfeifenschnüre oder Schweißbänder mit einem Karabinerhaken, an dem die Pfeife befestigt ist. Die Pfeife am Fingerbügel kommt fast ausschließlich im Eishockey zum Einsatz. Die Schiedsrichter tragen dort die Pfeife an zwei Fingern: am Mittel- und Ringfinger. Sehr viele Fußball-Schiedsrichter haben zwei Pfeifen, die an einem Ring befestigt sind, mit auf dem Platz. Das lässt sich besser halten als nur eine. Und wenn eine Pfeife kaputtgeht, hat man sofort eine Ersatzpfeife in der Hand.
Die Fox 40 soll man nicht in unmittelbarer Nähe des Ohres betätigen ...
Klee: Der Hersteller hat eigens einen Warnhinweis angebracht, dass man damit nicht näher als etwa einen Meter vom Ohr eines Menschen entfernt pfeifen soll, weil sonst das Trommelfell platzen könnte. Die Pfeife kann einen Wert von 115 Dezibel erzeugen. Diese plötzliche Lautstärke ist annähernd vergleichbar mit dem Start eines Düsenjets. Das kann gefährlich werden.
Aber dem Schiedsrichter selbst passiert nichts, wenn er pfeift ...
Klee: Nein, das ist vom Umfeld her genau ausgesteuert. Die Schallwellen werden durch die Luftkammern nach vorne und zur Seite geleitet und verlaufen konzentrisch vom Pfeifenden weg. Wir empfehlen Leuten, die nachts joggen gehen, für den Fall der Fälle eine solche Pfeife mitzuführen. Oder wer am Telefon belästigt wird, sollte mal kräftig in die Pfeife hineinblasen, dann ruft das Gegenüber bestimmt nicht mehr an.
Foto: Jakob Reiche - Instagram @foto_schiri_sport
Gibt es auf dem weltweiten Schiedsrichterpfeifen-Markt große Unterschiede?
Klee: Nein. Wir haben noch ein spanisches Modell einer Trillerpfeife im Sortiment, die wird auch ganz gerne gekauft. Die Engländer wiederum pfeifen bevorzugt mit "ihrer" Marke ACME. Auch gab oder gibt es die italienische Balilla. Aber zu 90 Prozent haben die Schiedsrichter inzwischen die Fox 40.
Statten Sie damit auch die Unparteiischen bei Europa und Weltmeisterschaften aus?
Klee: Selbstverständlich. Jeder von ihnen bekommt von uns zum Turnier kostenlos ein kleines Paket, in dem sich neben der Pfeife unter anderem Notizkarten sowie Gelbe und Rote Karten befinden. Dazu gibt es eine nette Anekdote ...
Erzählen Sie uns diese.
Klee: Im Vorfeld der WM 2006 haben wir den nominierten Schiedsrichtern eine vergoldete Pfeife ins Päckchen beigelegt. Die kann man gravieren lassen, sie eignet sich als Präsent. Der japanische Referee hat sein erstes Spiel jedoch genau mit einer solchen Pfeife geleitet - und das auch noch sehr gut. Die Folge: Die ganze Nation stand kopf! Am nächsten Tag klingelte unser Telefon ununterbrochen, jeder wollte so eine Pfeife haben. Das nennt man modernes "Product Placement"!
Würden Sie mir zustimmen, wenn ich behaupte: Entscheidend an einer Schiedsrichter-Pfeife ist doch der Schiedsrichter, der hineinbläst, nicht das Gerät?
Klee: Im Prinzip schon. Jeder Schiedsrichter ist tatsächlich nur so gut, wie er pfeift. Die Pfeife selbst mit ihrem Signal bietet ihm nur die Plattform. Der Unparteiische "spricht" also mit seiner Pfeife. Spieler sollen durch seinen Pfiff wissen, was los ist.
Dennoch bleibt die Pfeife ein Nischenprodukt. Ergeben sich da noch Veränderungen?
Klee: Interessant ist, dass durch die Corona-Pandemie die elektronische Pfeife, die längere Zeit ein Nischendasein gefristet hat, plötzlich gefragt ist.
Wie funktioniert sie?
Klee: Sie ist etwa so groß wie ein dickerer Edding- Stift. Die "electronic whistle" ist batteriebetrieben und mit einem Lautsprecher versehen. Ich kann einstellen, welche Art von Ton ich haben will. Dafür drücke ich einen Knopf. Es klingt fast wie eine richtige Pfeife.
Ist sie bereits im Einsatz?
Klee: Insbesondere beim Handball, sogar in der Bundesliga. Der Handballverband hat gesagt: Wir sind eine Indoor-Sportart, da kommt es bei einem Pfiff zu einem vermehrten Ausstoß von Aerosolen und das entspricht nicht den gängigen Hygieneregeln. Deshalb haben sie auf die elektrische Pfeife umgestellt.
Ist das die einzige Veränderung, die die Corona-Pandemie gebracht hat?
Klee: Nein. Es gibt inzwischen auch schon Mund-Nasenschutz-Stoffmasken mit einem eigenen Beutel für die Pfeife vorne dran. Die werden vorwiegend im Basketball verwendet, wo die Schiedsrichter ihre Pfeife fast immer im Mund halten. Das sieht durchaus lustig aus ... Außerdem gibt es für die herkömmlichen Pfeifen nun eigene kleine Stoffbeutelchen, die man mit einem Klettverschluss verschließen kann. So ist die Pfeife sicher eingepackt - vergleichbar mit einem Mikrofon beim Interview - und vor dem Coronavirus hoffentlich sicher ?
Quelle: SCHIEDSRICHTER ZEITUNG 02/2021 (März/April)
Fotos: Jakob Reiche / b+d-Allzweck Sportartikel