„Man muss Haltung zeigen“ – 73 Jahre Fußball mit Werner Koch
„Man muss Haltung zeigen“ – 73 Jahre Fußball mit Werner Koch
Steckbrief
Name: Werner Koch
Alter: 87 Jahre (26.06.1938)
Verein: 1. FSV Mainz 05
Schiedsrichter-Gruppe: KSV Mainz Bingen
FB-Verband: Südwestdeutscher Fußballverband
Schiedsrichter seit: 1970, Prüfung 1972
Anzahl der geleiteten Spiele: ca. 3000
Seit mehr als fünf Jahrzehnten steht Werner Koch für Verlässlichkeit im Fußball. Ob als Spieler, Schiedsrichter oder Funktionär – seine Laufbahn ist geprägt von Kontinuität und Einsatzbereitschaft.
Seit 73 Jahren ist er dem 1. FSV Mainz 05 treu verbunden. Als Spieler, als Schiedsrichter, als Funktionär. Kaum jemand hat über so viele Jahrzehnte hinweg so kontinuierlich zum Gelingen des Spielbetriebs beigetragen wie er.
Dabei zeigt Werner Koch nicht nur auf dem Feld seine Technik, sondern auch Charakter. Gerade als Schiedsrichter verdient er sich durch seine fachliche Kompetenz und souveräne Spielleitung zu Recht den Respekt aller Beteiligten.
Warum ist Werner Koch Schiedsrichter geworden?
In der A- und B-Jugend war er aktiv, spielte in der Kreis-, Bezirks- und Verbandsliga – und schaffte es bis in die damalige 2. Amateurliga. Ein Spieler mit Durchsetzungsvermögen, aber auch mit Spielverständnis – Eigenschaften, die später auch als Schiedsrichter von Bedeutung sein sollten.
Zwischen 1952 und 1972 war er als Spieler unterwegs, oft für die Reserve – eine Zeit, in der man auf dem Platz nicht nur Technik, sondern auch Charakter zeigen musste.
„Ein Bekannter, Herr Emrich, meinte 1970: Wenn du mal aufhörst zu spielen, dann werde doch Schiedsrichter. Das hat in mir gearbeitet. 1972 habe ich dann tatsächlich die Prüfung gemacht und angefangen zu pfeifen.“
Bemerkenswert dabei: Er blieb zunächst aktiver Spieler und begann parallel als Schiedsrichter.
Seine Laufbahn im Schiedsrichter-Sport
Rund 3000 Spiele hat Werner Koch in seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter geleitet – bei Wind und Wetter, quer durch die Region und immer mit dem Anspruch, das Spiel geordnet, fair und regelgerecht zu führen.
Aber seine Laufbahn erschöpfte sich nicht im Schiedsrichtereinsatz. Bereits nach sechs Jahren übernahm er als Obmann Verantwortung – eine Funktion, die man nur übernehmen sollte, wenn man bereit ist, Zeit zu investieren, sich einzubringen und andere zu begleiten.
- 16 Jahre lang Kreisschiedsrichterobmann (KSO) – zuständig für Planung, Betreuung und Weiterbildung.
- Danach Bezirksschiedsrichterobmann (BSO) – mit noch mehr Verantwortung.
Er hat Strukturen mitgestaltet, junge Schiedsrichter ausgebildet, beraten und begleitet – mit Ruhe, Verlässlichkeit und Durchsetzungsvermögen.
Ein bedeutendes Erlebnis
„Ich kam auf den Platz, das war ein Spiel in Frankfurt. Da standen viele Sportwagen... Da standen sie – Spieler wie Lorant, Förster, Döring. Das war kein normales Spiel.“
- 1990: Rhein-Main Frankfurt vs. SpVgg. Bad Homburg – mit Ex-Bundesligaprofis, gesponsert von Portas.
- 1991: Einweihung Sportplatz Finthen – mit der Uwe-Seeler-Elf (Rummenigge, Overath, Grabowski, Kleff, Köppel ...)
- 1992: Budenheim AH vs. Mainz 05 – mit vielen bekannten Gesichtern.
Doch auch abseits großer Namen war jedes Spiel für ihn bedeutend – denn für die Spieler war es „ihr Spiel“.
Prägende Momente
Das Einweihungsspiel 1991 in Finthen oder das legendäre Rhein-Main-Spiel – sie bleiben unvergessen. Diese Spiele waren Highlights, aber jeder Einsatz war für ihn besonders.
Was motiviert ihn?
Werner Koch hat nie nach Ruhm oder Anerkennung gesucht – seine Motivation war die Leidenschaft für den Fußball:
„Es ist die Leidenschaft für den Fußball. Und natürlich der Austausch mit den anderen. Die vielen Gespräche mit Kollegen, die Freundschaften, die daraus entstanden sind.“
Für ihn war es nie nur ein Job – es war ein Teil seines Lebens. „Man muss sich treu bleiben“, sagt er.
Ein Blick auf die Zukunft
Was rät Werner Koch der jungen Generation von Schiedsrichtern?
„Disziplin ist wichtig. Pünktlichkeit – am besten eine Viertelstunde früher. Fit bleiben, körperlich und geistig. Und das Material muss stimmen.“
Für ihn zählt nicht nur das Regelwerk, sondern Haltung und Ruhe in schwierigen Situationen.
Ein unverzichtbarer Teil des Vereins
Werner Koch ist heute noch Abteilungsleiter der Schiedsrichter von Mainz 05, Ehrenratsmitglied und engagierter Mitgestalter.
Er ist der ruhige Pol im Hintergrund, eine Stütze für viele Generationen – ein Mensch, der den Amateurfußball über Jahrzehnte zusammenhält.
In einer Zeit, in der das Ehrenamt unter Druck steht, ist Werner Koch ein leuchtendes Beispiel für Engagement, Verlässlichkeit und Herzblut.
Danke, Werner Koch – für alles, was du für den Fußball getan hast.